Familie Deseris
Die Familie Deseris ist eine Familie des niederen Adels der Grenzgrafschaft Bonthal im Norden des Kaiserreiches Tairesia . Sie wird zum Stadtadel von Hohenwitwenstein gerechnet, der Hauptstadt von Bonthal. Trotz seines gemäß der Etikette eigentlich niederen Adelsstandes gilt das Haus Deseris als sehr einflussreich und stellt viele Würdenträger und Beamte am grenzgräflichen Hof.
Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Matriarchin: Catyarina Deseris
- Sitz : Anwesen der Familie in Hohenwitwenstein
- Wappen: ein umgedrehter Anker auf blauem Grund
- Vasallen: keine adligen Vasallen
Lehnsherren (absteigende Lehnspyramide)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Familie geht auf Karald Deseris zurück, der als beinahe schon mythischer Ahnherr verklärt wird, der zur Zeit der Eroberung des Nordens gelebt haben soll. Die Familientradition sieht in ihm einen brillanten tairesischen General, der dank seiner Kriegstaten in den Adel erhoben wurde. Viele Gelehrte zweifeln an dieser Erzählung, da zu dieser Zeit hohe militärische Offiziersränke (ebenso wie heute) fast ausnahmslos Adligen vorbehalten waren.
Unbestritten ist, dass die Familie Deseris zu den ältesten Familien des Stadtadels von Hohenwitwenstein gehört. Sie selbst sieht sich als ältestes Haus (siehe Familientradition). Seither haben einige Seitenlinien der Deseris auch andere Vasallenämter inne gehabt, etwa als Landmänner oder eine Weile sogar als Freiherrn. Das wahrscheinlich bisher höchste Amt, das dem Haus Deseris im Lehnswesen übergeben wurde, bekleidet aktuell Elfrun Deseris, die Vogt-Baronin von Veyrandh.
Die Hauptlinie der Deseris bildet jedoch nach wie vor das Haus des Stadtadels von Hohenwitwenstein. In der Vergangenheit hatten die Deseris hohe Ämter in der Stadt und auch am Hof der Grenzgrafen inne.
Familientradition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Familie Deseris rühmt sich selbst, die älteste Familie des hohenwitwensteiner Adels zu sein und bereits Stadtpolitik mitgestaltet zu haben, bevor die Familie Bonthal zu Grenzgrafen erhoben wurden. Auch wenn bei manchen Gelehrten leise Zweifel an dieser Selbstdarstellung herrschen, werden dieses unermüdlich von den Deseris wiederholte Narrativ mittlerweile allgemein anerkannt und sorgt höchstens noch für spöttische Bemerkungen unter anderen Adligen, ohne jedoch offen angezweifelt zu werden.
Die Deseris sind weiterhin bemüht, ihre lange Adelstradition zu untermauern. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Familienchronik, die seit Jahrhunderten mit größtem Aufwand geführt wird. Die Familie darauf anzusprechen, dass es in länger zurück liegenden Perioden kleine Ungereimtheiten und gar Lücken gibt, gilt als leichtester Weg, sich den Zorn oder gar die Feindschaft der Familie zuzuziehen. Derartige Schwachstellen in der Familiengeschichte werden aufwendig kaschiert.
Nirgends zeigt sich die Ahnenfixierung des Hauses Deseris deutlicher als in der großen Kuppel der Eingangshalle ihres Stammsitzes. Die gesamte Decke ist mit einem ebenso kunstvoll gestaltetem wie auch riesigen, mittlerweile mehr als tausend Personen umfassenden Stammbaum geschmückt, der von der Zeit der Eroberung des Nordens und der Erhebung von Karald Deseris in den Adelsstand bis in die Gegenwart reicht und bei jeder Geburt eines Familienmitgliedes erneuert wird. Das Haus Deseris betrachtet diese Darstellung als einzigartig und übersieht dabei bereitwillig, dass solche überdimensionale Ahnenbäume weiter im Süden des Reiches, vor allem in den Metropolen am Bejkempa und im Herzogtum Vesaris, durchaus verbreitet sind. Aus Sicht der Deseris kann es sich dabei nur um Nachahmungen ihrer Tradition handeln.
Selbst die gemäßigten Deseris halten an der dogmatischen Zurschaustellung des familiären Erbes und der steifen Traditionen des Hauses fest - und sei es nur aus Gründen der familiären Raison. Die wenigen Familienmitglieder, die diesem Codex nicht folgen, gelten als schwarze Schafe und werden unter Umständen sogar aus der Familie verstoßen oder - was eine noch schlimmere Strafe wäre - aus dem Stammbaum der Familie getilgt.
Auch im Alltag spiegelt sich das Traditionsbewusstsein der Deseris deutlich wieder. Viele ritualisierte Handlungen und ein strenges Hofzeremoniell prägen den das Leben der Familie und die ebenso opulenten wie auch von steifen Abläufen bestimmten Feiern, die das Haus regelmäßig ausrichtet.
Politik und Handel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Deseris betrachten es als ungebührlich für ein Adelshaus, mit bürgerlichen Kaufleuten zu feilschen, Handelsbücher und Warenlisten zu führen oder sich gar mit dem Handwerk zu befassen. Aus dieser Ansicht resultiert eine starke Abgrenzung gegen das Haus Ulvrayn, das ebenfalls dem Stadtadel Bonthals angehört, jedoch sich fast ausschließlich mit Handelsgeschäften befasst. Umso erstaunlicher war die Hochzeit zwischen Patriarch Norman Ulvrayn und Isabeau Deseris. Lange Zeit hatte Isabeaus Mutter Catyarina Deseris gegen diese Verbindung gekämpft, bevor sie dann überraschend einlenkte.
Der Wohlstand des Hauses Deseris beruht nicht auf den direkten Geschäften der Familie, sondern auf dem Verleihen von Geld und der Arbeit zahlreicher kleiner Kaufleute und Handwerker, die in der Vergangenheit in Abhängigkeit zu den Deseris gerieten und seither immense Zinsen zahlen, um Schulden zu begleichen, die teilweise schon Generationen alt sind. Dabei wird auch die grundlegende Tätigkeit als Geldverleiher nicht direkt von den höheren Familienmitgliedern ausgeübt, sondern meist angeheirateten oder weiter entfernten Mitgliedern überlassen. Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, als würde ein Deseris sich die Hände durch den direkten Kontakt mit dem einfachen Volk schmutzig machen.
Hinzu kommt ein recht umfangreicher Landbesitz entlang der Grauwitwe, der Ackerwinde und den angrenzenden Gebieten, auf dem die dort lebenden Bauern in Leibeigenschaft für die Deseris arbeiten. Nach der Familie der Grenzgrafen gelten die Deseris die größten Grundbesitzer im gesamten Gebiet von Hohenwitwenstein. Auf Grund eines fast vierhundert Jahre alten Vertrages mit den Grenzgrafen von Bonthal genießen die Deseris zudem Zollrechte und Steuererleichterungen, dürfen im Gegenzug jedoch kein Land außerhalb des Territoriums von Hohenwitwenstein in der übrigen Grenzgrafschaft erwerben. Manche Stimmen sehen in der Ernennung von Elfrun Deseris zur Vogt-Baronin von Veyrandh einen Verstoß gegen diesen Vertrag, doch für Grenzgraf Arnshelm von Bonthal stellt dies eine zulässige Ausnahme dar.
All dies führt zu einem großen Reichtum des Hauses Deseris, andererseits jedoch auch zu einer gewissen Isolation. Die Familie ist im Volk von Hohenwitwenstein und noch mehr unter den Bauern, die als ihre Leibeigenen ein kärgliches Dasein fristen, verhasst. In den Tavernen werden Spottlieder über die bösartigen Halsabschneider gesungen und Geschichten über echte und erfundene Gräueltaten der Familie erzählt. Und auch im Adel der Grenzgrafschaft haben die Deseris auf Grund ihrer Sonderrechte und ihres Hochmutes nur wenig Freunde.
Mit den Grenzgrafen haben die Deseris hingegen seit langer Zeit ein gutes Verhältnis, nicht zuletzt da die reichen Deseris den Grenzgrafen gerne klugbemessene Spenden und Geschenke zukommen lassen oder Geld verleihen, für das sie keine Zinsen erwarten oder das sie gar nicht zurückverlangen. Daher gilt das Haus Deseris als Bankiers der Grenzgrafen, die dies mit hohen Ämtern in der einflussreichen Bürokratie am Hof oder - wie jüngst geschehen - mit dem Verleihen der Würde der Vogt-Barone von Veyrandh vergelten. Auch wenn diese enge Verflechtung im Adel der Grenzgrafschaft wohlbekannt ist, sollte nur mit Vorsicht darüber gesprochen werden, denn weder Grenzgraf Arnshelm noch seine Familie schätzen dieses Gesprächsthema.
Letztendlich machen Reichtum, Ämter und die enge Bindung an die Grenzgrafen die Deseris zu einer extrem einflussreichen Adelsfamilie in Bonthal, der in starkem Kontrast zu dem eigentlich sehr niedrigen Rang steht, der dem Haus gemäß der höfischen Etikette in Bonthal zukäme. Die Einschätzung, es gäbe keine andere Stadtadels-Familie im ganzen Kaiserreich (vielleicht mit Ausnahme der Häuser des Stadtadels der kaiserlichen Hauptstadt) mit so großer Macht und Einfluss, ist nicht gänzlich unbegründet, obgleich sicher manche Familien aus dem Herzogtum Vesaris vehement widersprechen würden.
Unbestreitbar ist hingegen, dass die Deseris sicher größeren Einfluss auf die Politik der Grenzgrafschaft ausüben können als so mancher Baron, auch wenn ihnen natürlich deren militärische Mittel fehlen. Das Haus Deseris und die großen Adelsfamilien der Grenzgrafschaft sind sich dieser Umstände wohl bewusst. Überdies hat so manche Adelsfamilie ebenfalls finanzielle Verbindlichkeiten bei den Deseris, darunter auch Barone, Freiherren oder deren Verwandte. Darüber wird im Adel von Bonthal nicht gesprochen und es wäre peinlich für eine hochgeborene Familie, wenn solche Details bekannt würden. Die Deseris sind jedoch sehr diskrete Bankiers und verraten nicht, wer zu ihren Schuldnern gehört, doch sie vergessen nicht, die Zinsen einzufordern oder sich in politischen Gefälligkeiten bezahlen zu lassen.
Bekannte Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Familie Deseris hat sehr viele Angehörige. Die ländlichen Gebiete werden von den Seitenlinien verwaltet, während in Hohenwitwenstein der engere Kreis lebt.
1. Lebende Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Catyarina Deseris, Matriarchin der Familie
- Vogt-Baronin Elfrun Deseris von Weyrandh
- Wolfgang Graubrück, zweiter Gemahl von Catyarina Deseris aus der Familie Graubrück
- Rauklin Deseris, Erbe und Vertrauter von Catyarina Deseris, Sohn aus erster Ehe mit Warhelm Althaus
- Dame Grimalda Desaris, Tochter von Catyarina Deseris, Schwester von Rauklin, Tochter aus erster Ehe mit Warhelm Althaus, Chronistin und Archivarin der Familie
- Garmilas Desaris, Bruder von Catyarina Deseris, Haushofmeister von Grenzgraf Arnshelm von Bonthal
- Dame Wysanna Desaris, Nichte von Catyarina Deseris, Kanzlerin der grenzgräflichen Archive
- Adolhin Deseris, Neffe von Catyarina Deseris, verantwortlich für das Geldverleiher-Geschäft
2. Verstorbene Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Dame Isabeau Ulvrayn, Tochter von Catyarina Deseris, verstorbene Gemahlin von Norman Ulvrayn
- Warhelm Althaus, verstorbener, erster Gemahl von Catyarina Deseris aus der Familie Althaus von Mühltal
- Graynor Deseris, verstorbener Bruder von Catyarina Deseris
3. Berühmte Ahnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Karald Deseris, legendärer Ahn- und Stammherr der Familie